‚Cell Broadcast‘ bringt Katastrophenwarnung per SMS

Ab 2022* werden Handynutzer:innen in Österreich bei Katastrophen über Cell-Broadcast-SMS gewarnt werden. Die Grundlage dafür liefert das neue Telekommunikationsgesetz, das am 13.10.2021 im Nationalrat beschlossen wurde. Mit dem Gesetz wird eine EU-Richtlinie für ein EU-weit einheitliches Warnsystem für Krisen und Katastrophen umsetzt.

Dabei wird eine Textnachricht auf alle Mobiltelefone geschickt, die sich zu dem Zeitpunkt in einem betroffenen Gebiet in einer bestimmten Funkzelle aufhalten. Die Nachricht erscheint automatisch auf dem Display und kann sogar weiterführende Links enthalten.

Die technische Umsetzung erledigen die drei österreichischen Mobilfunkbetreiber (A1, Magenta und Drei) in ihren Netzen. In Tirol werden solche Nachrichten zukünftig von der Leitstelle Tirol abgeschickt werden.

Cell-Broadcast mit Katastrophenwarnung - Bild (c) dpa
Cell-Broadcast mit Katastrophenwarnung – Bild (c) dpa

Auch in Deutschland wird die Technologie Mitte 2022 verfügbar sein – der deutsche Bundestag hat das als Reaktion auf die Hochwasser im Sommer 2021 beschlossen.

Cell Broadcast: Katastrophenwarnung der Leitstelle Tirol
Ab 2022 kommen Katastrophenwarnungen der Leitstelle per Cell-Broadcast

[*Update 02/2023] CB in Österreich verzögert

In Österreich gibt es bis heute keine nationale Verordnung. Daher wissen die österreichischen Netzbetreiber nicht, wie ihre Systeme konkret aufgesetzt werden müssen. Im Spätsommer war ein Verordnungsentwurf in Begutachtung; er sieht eine schlankere Variante von Cell Broadcast vor als in Deutschland umgesetzt. Österreich möchte auf optionale Funktionen verzichten. Das reduziert die Kosten und beschleunigt die notwendigen Tests. Dafür sollen die österreichischen Netzbetreiber dazu verpflichtet werden, von ihnen neu in Verkehr gebrachte Handys von Haus aus so zu konfigurieren, dass Cell-Broadcast-Mitteilungen empfangen und prominent angezeigt werden.

Artikel von heise.de vom Februar 2023

[Update 07/2023] Keine Umsetzung vor 2024

In Bayern wurde das Service schon umgesetzt, in Südtirol steht es kurz vor der Testphase. In Österreich und damit in Tirol ist hingegen ein konkreter Start derzeit noch nicht in Sicht. „Ich glaube, dass es auf alle Fälle 2024 so weit ist, dass man in den Echtbetrieb gehen kann. Ob das das erste oder zweite Quartal ist, können wir im Augenblick noch nicht sagen,“ sagt Elmar Rizzoli, oberster Krisenmanager im Land Tirol. […]
An der Technik liege die Verzögerung des sogenannten Cell Broadcasting nicht, sagt […] A1.
Die Verordnung der Bundesregierung liegt seit März vor.

tirol.orf.at

Textnachrichten mit 112

Weitere wichtige Neuerung im österreichischen Mobilfunk ab 2022: Der Euro-Notruf 112 wird künftig auch per SMS erreichbar sein.

FAQs zu Cell Broadcast

F: Benötige ich für Cell Broadcast ein Smartphone?
A: Nein, nicht unbedingt, das System funktioniert mit allen Mobiltelefonen, auch mit „alten“ Tastentelefonen.

F: Muss ich als Handynutzer dem Erhalt von Nachrichten zustimmen?
A: Nein, die Warnung wird an alle Telefone in einer Funkzelle ausgespielt.

F: Muss ich dafür eine App installieren?
A: Nein, das funktioniert ohne App. Die Netzbetreiber rüsten dazu ihre Netze auf.

F: Benötigt es weiterhin die Notruf-App?
A: Ja, wir empfehlen weiterhin die App „SOS EU Alp“ für grenzüberschreitende Notfallmeldungen, bei denen auch der Standort übermittelt wird.
Für Android-Handys: https://play.google.com/store/apps/details?id=at.tirol_notfall
Für Apple iOS: https://apps.apple.com/at/app/sos-eu-alp/id400099520

F: Und wenn das Netz überlastet ist?
A: Cell Broadcast funktioniert aufgrund der sehr geringen Datenlast auch dann.

Quellen

https://oesterreich.orf.at/stories/3125559/ – ORF 13.10.2021: Beschluss im Nationalrat
rijksoverheid.nl – Bericht aus den Niederlanden
heise.de – Beschluss im deutschen Bundestag
Das hat Züge von Staatsversagen“ – Interview
heise.de – Endlich Warnmitteilungen für deutsche Handys: Cell Broadcast wird aktiviert

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