Am Abend des 10. September führte ein Starkniederschlag im Einzugsgebiet zu einer Mure im Mühlbach in Grins. Unten im Talboden (knapp westlich von Graf) verlegte die Mure die Sanna. Die Sanna wurde auf einige hundert Meter zurückgestaut. Der Fluss durchbrach die Barriere und überflutete das Gewerbegebiet in Graf mit den Firmen Getränke Wille, Autohaus Zangerl und HW Bau. Bierfässer und weitere Gegenstände wurden über die Sanna in den Inn geschwemmt.
Die Einsatzkräfte befürchteten ein Durchbrechen der Sanna und eine Flutwelle. Deshalb wurde am Abend in Landeck Zivilschutzalarm ausgelöst – die Sirene ging 3 Minuten durchgehend. Die Bewohner der Häuser entlang der Sanna in Landeck-Bruggen wurden evakuiert und die Autos aus den Tiefgaragen in Sicherheit gebracht. In der Pontlatzkaserne in Landeck wurden Notquartiere eingerichtet. Alle Sannabrücken wurden von Polizei und Feuerwehr gesperrt.
Die befürchtete Flutwelle blieb dann aus und die Menschen konnten gegen 23:30 Uhr wieder in in ihre Häuser zurückkehren.
Auch in Strengen und am Lattenbach in Pians gingen Muren ab.
In Strengen ging eine große Mure ab, die die B 171 bei Klaus und die Gemeindestraße zwischen Innerberg und Außerberg verlegte.
Am 11. September wurde das Ausmaß der Schäden sichtbar, vor allem im Gewerbegebiet in Graf. Sie wurden von Experten mit bis zu 5 Millionen Euro beziffert. Nach einem Erkundungsflug konnte wieder Entwarnung gegeben werden und der Zivilschutzalarm aufgehoben. Die Bezirkseinsatzleitung und der Landeshauptmann gaben in Landeck eine Pressekonferenz. Die Aufräumarbeiten wurden mit mehreren Baggern begonnen. Der LH kündigte Hilfe für die Betroffenen aus dem Katastrophenfonds an.
Fotogalerie
Informationspolitik
Die direkt betroffenen Anrainer wurden durch die Einsatzkräfte über die Evakuierungen benachrichtigt. In Bruggen standen Einsatzkräfte und sperrten alle Brücken über die Sanna.
Die breite Bevölkerung wurde von der 3-minütigen Sirene alarmiert.
Es gab zu diesem Zeitpunkt keine Information, was passiert war. Einzig die Leitstelle Tirol veröffentlichte ein kurzes Statement.
Die ersten zuverlässigen Informationen über die Mure Sanna gab es auf der Facebookseite der Feuerwehr Landeck. Ihre Website war einige Zeit überlastet und nicht mehr erreichbar. Auf den offiziellen Seiten der Behörden und der Landesverwaltung: keine Information. Im Lokalradio: keine Information (wie bei einem Zivilschutzalarm üblich).
Die Folge: die Menschen informierten sich gegenseitig über Mobiltelefon, SMS, WhatsApp und Facebook. Fotos und Videos gingen herum. Die Mobilfunknetze hielten Stand. Es gab allerdings keine gesicherten Informationen, nicht einmal über Verkehrssperren. Gegen 22 Uhr kamen erste Informationen von der Lokalpresse: die TT Lokalredaktion Landeck veröffentlichte einen Artikel, der laufend aktualisiert wurde. Auf Facebook wurde über eine Informationssperre diskutiert, die (angeblich) der Landeshauptmann verfügt haben soll. Dieser dementiert, die Lokalpresse bejaht. Um 11 Uhr des nächsten Tages (also am 11. September) wurden die Medien und Öffentlichkeit bei einem Pressetermin bei der Stadtgemeinde Landeck informiert.
Diese Informationspolitik ist nicht zeitgemäß. Die Menschen wollen gesicherte und schnelle Informationen.
(Meinung: Christian Klingler)
Medienberichte zur Mure Sanna
10.09.2016 [Mit laufenden Updates]: Erste Schätzungen: Fünf Millionen Euro Schaden nach Mure in Grins
tt.com
12.09.2016: Feuerwehr, Freiwillige und Soldaten packen in Grins an
tt.com
13.09.2016: Nach Mure in Grins – "Wir stehen jetzt komplett bei Null"
tt.com
13.09.2016: Millionen-Schaden: Land zahlt Soforthilfe an Unwetteropfer aus
tt.com
16.09.2016: Großfamilie der Helfer packt an
tt.com
19.09.2016: Nächste Herausforderung ist der Schutzdamm
tt.com
Grins: Murenabgang verlegt Sanna
meinbezirk.at
Murenabgang in Strengen
meinbezirk.at
11.09.2016: Beträchtliche Schäden nach Unwetter
tirol.orf.at
12.09.2016: Aufräumarbeiten voll in Gang
tirol.orf.at
13.09.2016: Unwetter: Situation in Strengen im Griff
tirol.orf.at
13.09.2016: Nach Unwettern Soforthilfe für Betroffene
tirol.orf.at
11.09.2016: Zivilschutzalarm nach Unwetter für Landeck aufgehoben
Kurier
13.09.2016: Schweres Unwetter
Rundschau
19.09.2016: Nächste Herausforderung ist der Schutzdamm
tt.com
30.09.2016: Sanna-Region erwartet Schutz vor Naturgefahren
tt.com
21.11.2016: Bagger räumen 175.000 m³ Geschiebe aus der Sanna
tt.com
Berichte der Einsatzorganisationen und Betroffenen
Info des Landes Tirol am 11.09. um 01:17 Uhr auf Facebook.
Autohaus Zangerl: Danke an Einsatzkräfte
Rotes Kreuz: Murenabgang in Landeck – Versorgungseinsatz
Feuerwehr Pians: Aufräumarbeiten 11.09.2016
Feuerwehr Pians: Mure Lattenbach 10.09.2016
Feuerwehr St. Anton: KAT-Zug Stanzertal 11.09.2016
Feuerwehr Strengen: Mure
Feuerwehr Strengen: Drohnenflug
Bezirksfeuerwehrverband Landeck: Aufräumarbeiten 11.09.2016
Feuerwehr Landeck: Murenkatastrophe in Grins/Gurnau
Feuerwehr Landeck: Aufräumarbeiten 12.09.2016
Feuerwehr Fendels: Hilfseinsatz bei Getränke Wille 13.09.2016
Feuerwehr Zams: Muren Abgang im Gemeindegebiet Grins 12.09.2016
1 Kommentar
Wie man Unruhe und Chaos erzeugt:
Man gibt Zivilschutzalarm und schweigt.
Gerüchte werden geschmiedet: Bricht der Stausee? Geht die Donauchemie in die Luft? Ist ein Gastank-LKW verunglück? Wasser? Mure? Was auch immer – das war hochgradig unprofessionell!